Historischer Streifzug durch Maichingen

Maichingen hat seinen Ursprung in einer Siedlung, die von den Alemannen an der Stelle angelegt wurde, an der heute die Kirche steht. Diese Siedlung wird im Jahre 1075 erstmals urkundlich erwähnt.

Die alte Pfarrei in Maichingen
Das alte Rathaus in Maichingen
Die Laurentiuskirche Maichingen

Bei Grabungen wurde ein Gräberfeld bei der Kirche freigelegt - ein eindeutiges Indiz dafür, dass dieser Alemannenfriedhof zu der Siedlung gehört, die man als die Keimzelle des späteren „Oberdorfes“ von Maichingen annimmt. Hier nahm die Ortsherrschaft später ihren Sitz ein und errichtete eine Kirche, die sie mit einem „Widemgut“ dotierte. Der „Fronhof“ (Herrenhof), der „Widemhof“ (Pfarrgut), die Kirche und der sie umgebende Friedhof liegen eng beieinander. Im Anschluss an die beiden alten Mittelpunkte des Herrenhofes und der Kirche entwickelte sich an der Straße nach Sindelfingen der Weiler des so genannten Oberdorfes.

Eine andere in diesem Bezirk vorhandene alte Siedlung, das „Unterdorf“, verdankt ihre Existenz wahrscheinlich der Nähe ergiebiger Quellen (Brühlbach - Schlitzbrunnen - Seegraben) und der Kreuzung wichtiger Verkehrswege (Sindelfingen-Weiler Weg, Mietersheim und Dagersheim-Magstadt).

Das Oberdorf und das Unterdorf müssen ursprünglich getrennte Siedlungen mit eigenen Gemarkungen gewesen sein, denn es lassen sich getrennte Zelgen nachweisen.
Nach den geschichtlichen Überlieferungen werden die Grafen von Calw und das Kloster Hirsau als die ersten Herrschaften genannt, die in Maichingen Besitz hatten.

Die erste Pfarrei in Maichingen wird bereits am 31. März 1273 erwähnt. Sie trat 1348 mit dem Kloster Hirsau in Verbindung, das den Widemhof erwarb. Zu diesem gehörten die Kastvogtei und das Patronatsrecht, d. h. das Recht, die Kirche Maichingen zu vertreten, zu beschützen und den Pfarrer einzusetzen. Im Jahre 1401 machte das Kloster Hirsau den Versuch, sich die Pfarrei Maichingen einzuverleiben.

Als Besitznachfolger von Maichingen traten nach den Grafen von Calw die Pfalzgrafen von Tübingen in Erscheinung. Die im Jahre 1273 genannten Herren von Maichingen fanden ihre Nachfolge in den Herren von Rohr, den Herren von Holzgerlingen und der Böblinger Familie Wörtwin, die ebenfalls in Maichingen begütert war.

Zunächst war der Einfluss der benachbarten Reichsstadt Weil stärker als der Böblingens, das erst später als württembergische Amtsstadt zum bestimmenden Mittelpunkt für Maichingen wurde. Dies geschah, als Württemberg um die Mitte des 14. Jahrhunderts in die Rechte der Grafen von Calw bzw. der Pfalzgrafen von Tübingen eintrat und zunächst die teilweise Lehenshoheit über die Ortsvogtei in Maichingen erlangte.

Württemberg besaß vor der Reformation keine Lehen, sondern nur Zinsen aus Gütern in Maichingen.
Neben den bereits erwähnten weltlichen Herrschaften waren an kirchlichen Grundherrschaften außer dem Kloster Hirsau noch das Kloster Bebenhausen, die Kirche Unserer Lieben Frauen in Mauren und das Chorherrenstift in Sindelfingen in Maichingen begütert.

1818 trat mit dem 1774 in Reusten geborenen und seit 1796 als Schulmeister in Maichingen wirkenden Gottlieb Wagner eine außergewöhnliche Persönlichkeit an die Spitze der Gemeinde. Der auch als dramatischer Schriftsteller tätige Mann war der erste wieder frei wählbare Schultheiß Maichingens.

Über alle Zeitläufe hinweg war bis zum Ausbruch unseres technischen Zeitalters für Maichingen die Landwirtschaft von größter Bedeutung. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann durch die Nähe der Stadt Sindelfingen sowie durch den Zustrom von Heimatvertriebenen eine enorme Strukturveränderung. Mit der Ansiedlung mehrerer Firmen hielt die Industrialisierung ihren Einzug in Maichingen und trug entscheidend zur Prägung des heutigen Gemeinwesens bei. Maichingen entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einem lebendigen Wohn- und Industrieort, der seit seiner Eingliederung in die Stadt Sindelfingen im Jahre 1971 deren Schicksal teilt. Der Zusammenschluss Maichingens mit Sindelfingen war keine Liebesheirat, sondern eine Vernunftehe, die sich für beide Seiten bewährt hat. Der Stadtteil hat seine Identität gewahrt, trotz guter Beziehungen zur Kernstadt und speziell zum benachbarten Stadtteil Hinterweil. Heute ist Maichingen eine blühende Ortschaft mit über 13 000 Einwohnern.